Pferdefütterung - Equimed

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Pferdefütterung mit Dr. Brigitta Wichert

Bericht zum Seminar von Frau Esther Weiss Dipl. Agronom

Pferde gesund füttern

Selber denken kann nicht schaden – das gilt auch in der Pferdefütterung. Der Kurs vom 14. Oktober 2006 in Einsiedeln hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Grundlagen und wich­tige Denkanstösse vermittelt, um die Fütterung ihrer Pferde zu überprüfen.

Die meisten Besitzer möchten für ihr Pferd nur das Beste. «Es lohnt sich zu überlegen, ob es auch andere Möglichkeiten als das Füttern gibt, um dem Pferd etwas Gutes zu tun», sagte Brigitta Wichert zu Beginn ihrer Ausführungen über die Grundlagen der Pferdefütterung. Diese Aussage der ausge­wiesenen Fütterungsspezialistin überrascht vielleicht, macht aber deutlich, wo das Problem heute oft liegt: Nicht die Unter-, sondern die Überversorgung mit Energie und Nährstoffen beeinträchtigt die Gesundheit mancher Pferde.

Plädoyer für Raufutter

Die Futtergrundlage des Hauspferdes hat sich im Vergleich zu derjenigen des Wildpferdes stark ver­ändert. Unsere Freizeit- und Sportpferde werden mit sehr viel energiereicheren und in den meisten Fällen faserärmeren Futtermitteln gefüttert. Schon das Gras und Heu ist häufig sehr viel energierei­cher und strukturärmer als das Gras, das den Wildpferden zur Verfügung stand. Zusätzlich erhalten heute fast alle Pferde ein getreide- und damit energiereiches Kraftfutter. Für eine gesunde Fütterung ist es dabei wichtig zu realisieren, dass nicht nur der Nährstoffgehalt eines Futtermittels von Bedeu­tung ist, sondern auch die Zeit, die das Pferd mit Fressen beschäftigt ist. Zum Beispiel wird ein Kilo­gramm Heu etwa doppelt so lange gekaut wie ein Kilogramm ganzer Hafer. Mischfuttermittel werden sogar noch weniger gekaut. «Heu und Stroh sind sehr wichtig in der Pferdefütterung, weil es die Tiere beschäftigt, ihre Darmtätigkeit aufrecht erhält und für einen ungestörten Ablauf der mikrobiellen Ver­dauung im Dickdarm benötigt wird», begründete Brigitta Wichert ihr Plädoyer für Raufutter. 

Leistungsgerecht füttern

Sportpferde kommen in vielen Fällen jedoch mit Raufutter allein nicht aus bzw. die Energiezufuhr über Raufutter ist wegen des dadurch stark gefüllten Magen-Darmtraktes nicht erwünscht. Als Faustregel bezeichnet Brigitta Wichert die Leistung von Distanz- und Militarypferden als schwere Arbeit, die Leistung von Dressurpferden als leichte bis mittlere Arbeit und Ausritte von einer Stunde oder dres­surmässiges Reiten während einer halben Stunde als keine Arbeit. Die Frage, ob das eigene Pferd unter Berücksichtigung dieser Faustregel überhaupt Kraftfutter benötigt, brachte einige Kursteilneh­mende ins Grübeln.  

Ausbaufähige Themen

Brigitta Wichert verfügt über ein grosses Wissen und viel Erfahrung in der praktischen Pferdefütterung. So kamen auch arbeitstechnische Aspekte zur Sprache oder die banal klingende Erkenntnis, dass man die Futtermittel einsetzen muss, die man zur Verfügung hat. Die Kursteilnehmenden nutzten die Gelegenheit, vom grossen Erfahrungsschatz der Referentin sowie der Organisatorinnen des Kurses – Dr. med. vet. Simone Weiss, Equimed und Ursula Kälin, Betriebsleiterin des Marstalls des Klosters Einsiedeln – zu profitieren. Pferdezähne, Giftpflanzen, fütterungsbedingte Erkrankungen, die Vorbe­reitungsfütterung von Sportpferden für unterschiedliche Einsätze, die Fütterung der tragenden Stute oder des jungen Pferdes: Die Themen sind fast unerschöpflich. 

Organisiert vom Marstall des Klosters Einsiedeln und in Zusammenarbeit mit Dr. med. vet. Simone Weiss fand am 14. Oktober 2006 das dritte Weiterbildungsseminar für Pferdefreunde statt.
Nach den Themen «Pferdezucht und Fohlenkrankheiten » und «Erste Hilfe am Pferd» ging es um die Fütterung des Pferdes.


Was ist Ihrer Erfahrung nach ein wichtiger Aspekt in der Pferdefütterung?

Brigitta Wichert: «Am wichtigsten finde ich, auf eine artgerechte Pferdefütterung zu achten. Das bedeutet für mich, dass ein Pferd gesund gefüttert wird. Dafür ist wichtig, dass sein etwas anfälliges Magen-Darmsystem ausreichend mit Raufutter versorgt wird. Gleichzeitig sind das Wohlbefinden und die ausreichende Beschäftigung der Pferde zu beachten.»

Ursula Kälin: «Um Pferde gesund zu füttern, sollte man ihre natürlichen Bedürfnisse kennen und respektieren. Der eigene Geschmacksinn und unser «Auge» dürfen bei der Pferdefütterung nicht ausschlaggebend sein.


Weitere Informationen:

Ursi Kälin, Marstall GmbH, 8840 Einsiedeln, Tel.: +41 (0)79 567 29 24, info@marstall-einsiedeln.ch, www.marstall-einsiedeln.ch 

Dr. med. vet. Simone Weiss, Equimed Tierarztpraxis, 8820 Wädenswil, Tel. +41 (0)79 276 44 10, simone.weiss@equimed.ch, www.equimed.ch

Dr. med. vet. Brigitta Wichert, Universität Zürich: Tierärztin seit 1995, Spezialisierung «Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik» (Deutschland), 11 Jahre Berufserfahrung in Tierernährung (von der Milchkuh bis zur Katze - heute vor allem Pferde und Kleintiere); ist mit Islandpferden aufgewachsen und hat sich schon früh mit Fütterungsfragen befasst.


Ursula Kälin ist Vereinstrainerin und J+S-Leiterin. Seit 2003 führt sie als Betriebsleiterin den vielfältigen Reit-, Zucht- und Landwirtschaftsbetrieb der Marstall Kloster Einsiedeln.GmbH.


Dr. med. vet. Simone Weiss Pferdespezialistin und Inhaberin der Equimed Tierarztpraxis in Wädenswil. 
 


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